Warum sprechen wir eigentlich von Veränderung?

Vielleicht liegt es platt gesagt an meinem Geburtsjahr, dass ich generell mehr hinterfrage und dadurch anders, selbstbestimmter, flexibler, fairer und bunter gestalten möchte. Das besagte Jahr macht mich zu einem Teil der Generation Y, besser „Why“, also Warum. Und das lässt mich die Frage stellen:

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Warum überhaupt gibt es Anlass zur Veränderung?

Die Klimakatastrophe, eine globale Ungleichverteilung von Geld und Gütern oder die Übernutzung natürlicher Ressourcen sind alarmierende Konsequenzen unserer Art des Wirtschaftens. Offen gesagt: Unser aktuelles Wirtschaftssystem steckt in der Krise. Und eigentlich wissen wir alle, dass wir etwas verändern müssen – und zwar schnell. Nur so haben wir Mittdreißiger, die Jugendlichen und Kinder von heute und die in Zukunft geborenen Menschen eine Chance, unseren Planeten noch einigermaßen so zu erleben, wie er aktuell ist. Es gilt also, den Fokus auf regeneratives Wirtschaften zu setzen, auf erneuerbare Energien bei der Produktion und der Verrichtung von Dienstleistungen, nachhaltigem Konsum, generell umweltschonend zu agieren, noch digitaler zu sein, auf unnütze Dienstreisen für einstündige Meetings zu verzichten, mehr Bildung insbesondere für diese Themen zu ermöglichen. Es gilt außerdem, Zeit, Energie und Ressourcen in Ideen zu investieren, die in eine Lebens- und Arbeitswelt von morgen einzahlen.

Soweit so gut.

Aber was hat das nun mit New Work oder gar meiner Organisation zu tun?

Bisher reichte es scheinbar, nur punktuell Veränderungen anzustoßen. Mal wurden einzelne Abteilungen einem kulturfördernden Programm unterzogen, einzelne Vorgänge digitalisiert oder Produktionen partiell innoviert. Der einen Person im Büro, die Zuhause arbeiten wollte, gab man einen Laptop mit. Schien eine Sache zu komplex, bemühte man eine*n Berater*in. Und wenn es keine Fachkräfte mehr gab, engagierte man für viel Geld Headhunter oder warb im Ausland an. Diese Zeiten sind vorbei, vielmehr findet mehr und mehr ein ganzheitliches Umdenken statt, ein fundamentaler Veränderungsprozess. Und der betrifft uns alle. Inhalte sind ein modernes Mindset und eine offene Kultur, Purpose und Sinnhaftigkeit, Komplexität wird mit Schwarmwissen statt Silodenken begegnet, Diversität und Inklusion, Flexibilität und Agilität, Mitbestimmung und Kollaboration werden immer wichtiger, was großen Einfluss auf Strukturen, Denkmuster, Führung und Strategien von Organisationen hat und haben wird. Die Digitalisierung mit der zunehmenden Vernetzung und beschleunigten Kommunikation sorgen zusätzlich für eine Veränderung der Zusammenarbeit. 

Es handelt sich also um eine große Transformation* hin zu einem modernen Begriff von Wirtschaft, hin zu neuer Arbeit, New Work oder auch Future of Work. Und diese Transformation wartet nicht auf diejenigen, die nicht schleunigst handeln.

*Zu dieser eingangs geschilderten sowieso schon fundamentalen Krise (oder Krisen?) gesellte sich Anfang 2020 noch die Corona-Pandemie.

Und COVID-19 zeigte nicht nur, dass die sowieso schon komplexe und dynamische Welt noch unplanbarer ist als gedacht, sondern wirkte bei der bereits anlaufenden „großen Transformation“ noch zusätzlich als maßgeblicher Beschleuniger. Durch die Pandemie wurde uns im Schnelldurchlauf klar, wie wichtig neue Arbeitskonzepte, mehr Digitalisierung und Flexibilisierung, aber auch Agilität sein können. Und wie elementar auch Werte und das Menschliche im Berufsleben sind. Vielleicht ist euch in dieser Zeit auch aufgefallen, wie wichtig und gleichzeitig auch schön es ist, wirklich zu wissen, wie es dem Kollegen oder der Kollegin geht?

Den Blick nach vorn zu richten, Veränderung als Chance zu begreifen und sich schrittweise, in eigenem Tempo auf die Transformationsreise zu begeben, hat einen weiteren Vorteil, nämlich zukunftsfähig zu bleiben. Und hierfür gibt es zahlreiche Gründe:

  • Orts- und zeitflexible und effiziente Zusammenarbeit aller
  • Individuelle Förderung von Talenten
  • Innovationskultur und digitales Potenzial sorgen für neue Geschäftsmodelle
  • Neue Technologien ermöglichen den Austausch und das Teilen von Wissen
  • Agile Arbeitsmethoden zur beschleunigten/flexibleren Projektumsetzung
  • Stärkung der Eigenverantwortung von Mitarbeiter*innen
  • Innovative Ideen werden im Unternehmen aktiv gefördert
  • Vernetzung, Collaboration-Tools und Teambuilding sorgen für mehr Motivation
  • Nachhaltiges Schaffen und gesellschaftliche Teilhabe
  • Partnerschaften/Synergien sorgen für neue Produkte/Dienstleistungen
  • Einbezug der Außenwelt in strategischen Innovationsprozess
  • Optimierung von Prozessen zur Ressourcenschonung

Und das war nur eine kleine Auswahl an Gründen. Einen ganz wichtigen habe ich noch in Petto – und dieser ist recht schmerzhaft, besonders in Zeiten von Fachkräftemangel, Landflucht und demografischen Wandel. Organisationen müssen attraktiv für Nachwuchskräfte bleiben, (digitale) Talente finden und binden und so die erfolgreiche Zukunft der Organisation sichern.**

**Und da ist sie wieder, die zu Beginn dieses langen Textes genannte „Generation Y“.

Die Jahrgänge 1980 – 2000 machen seit dem Jahr 2020 rund 50% aller erwerbstätigender Personen aus. Ihre (recht pauschale) Beschreibung: Sie sind im Beruf durchaus leistungsorientiert und möchten auch erfolgreich sein – aber nicht auf Kosten der Familie, Freunde oder persönlicher Interessen. Geld und Status sind zweitrangig, sie fordern vielmehr flexible Arbeitszeiten, Elternzeiten, Sabbaticals, Verantwortung, Mitbestimmung, permanente Weiterentwicklung und flache Hierarchien. Allesamt Bestandteile bzw. Fragmente von New Work, Future Work, einer Arbeitswelt von morgen. Es gilt: „Ich bin nicht hier, weil ich muss. Sondern weil ich will.“ Wichtig ist hier aber nicht zu vergessen, dass das (Wh)Y, mehr als die Frage einer Generation ist und auch Personen anderer Jahrgänge den Sinn, das zukunftsgerichtete in der Arbeit und das WARUM hoch bewerten.

Vertreter*innen der Generation Y und auch der Folge-Generation Z gehen manchmal so weit, gar nicht erst für Organisationen arbeiten zu wollen, deren Werte nicht ihren eigenen entsprechen. Mitarbeiter*innen sind allerdings das höchste Gut und in Zeiten der Knappheit der Talente (oder auch „War for Talents“) im Zentrum unseres Handelns. Organisationen sind also gefordert, nicht alle vorhandenen Werte über Bord zu schmeißen, die Werte der jungen Menschen aber mindestens zu berücksichtigen, um in Zukunft Talente gewinnen und halten zu können.

Jede Organisation, jedes Team, jede*r einzelne Mitarbeiter*in ist individuell. Daher ist auch jeder Veränderungs-, Transformations- und Innovationsprozess ein anderer. Ein Wandel ist eine Reise mit vielen Umwegen, Kurven, Steigungen und Abfahrten (fast wie im heimischen Schwarzwald). Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren, sodass jede Organisation eigene Fragmente aus der sogenannten „Arbeitswelt der Zukunft“ finden, ausprobieren und anwenden muss. Blaupausen führen nicht zum Ziel, daher braucht jede Organisation eine für sich passende Strategie und einen eigens definierten Zeit- und Ressourcenplan.

Wir haben es (noch) in der Hand, die Lebens- und Arbeitswelt von morgen nach unserem Gusto zu gestalten.

Es erwarten uns in jeglichen Bereichen große Herausforderungen, aber noch viel größere Chancen. Daher: Lernen wir uns kennen. Hören wir einander zu und erfahren etwas über Status Quo und das, was möglich wäre. Erarbeiten wir danach Thesen, um bedürfnis- und zielgruppenorientiert vorzugehen. Finden wir anschließend mehrwertstiftende Lösungen und pilotieren, evaluieren, optimieren. Schaffen wir Neugierde, Interesse, Begeisterung. Setzen wir in Gänze um, fundiert, empathisch und kommunikativ. Befähigen wir alle beteiligten Akteur*innen und teilen Wissen. Und beteiligen wir uns gemeinsam an dieser „großen Transformation“.

Lust auf eine gemeinsame Reise? Ich freue mich auf deine bzw. eure Nachricht!